„Jeder Mensch sollte sich mit diesem Thema beschäftigen. Es [ist] eine Heuchelei, dass Deutsche meinen, dass die Geflüchteten gar nichts lernen möchten. Aber sie selbst stehen oben und meinen, dass es in Deutschland keine Homophobie oder Rassismus mehr gäbe.” (Pascha) Wie kann die Erinnerung an die NS-Zeit zum Anlass werden, um über die Erfahrungen und Perspektiven von Menschen, die Ausgrenzung, Vertreibung und Flucht erlebt haben, zu sprechen? Im Projekt „Multi-peRSPEKTif“ des Denkorts Bunker Valentin wurde diese Frage ausgelotet. Um die Ergebnisse dieses anspruchsvollen und komplexen Prozesses greifbar zu machen, waren wir mit der Kamera dabei und haben eine Multimediaplattform für den Denkort entwickelt.

Projekt
Im Projekt „Multi-peRSPEKTif“ des Denkorts Bunker Valentin in Bremen haben Menschen mit und ohne Migrationserfahrung gemeinsam Spuren von NS-Geschichte in Bremen und in Norddeutschland erkundet. Außerdem haben sie sich und ihre Geschichte(n) kennengelernt und sich in Form von Interviews ausgetauscht. Dabei ging es zum einen um die persönlichen Erfahrungen der Teilnehmenden, die sie mit Ausgrenzung, Verfolgung und Vertreibung gemacht haben. Zum anderen stand aber auch die Frage im Fokus, welche Anforderungen Orte wie der Bunker Valentin erfüllen müssen, um es allen Menschen zu ermöglichen, sich abgeholt zu fühlen und sich zu beteiligen. Dieses hochanspruchsvolle und wichtige Projekt durften wir am Abschlussseminar mit der Kamera begleiten. Das spannende für uns: Es stand zu dem Zeitpunkt noch nicht genau fest, wie das visuelle Ergebnis aussehen sollte. Aus einer Rolle zwischen Beobachtung und Teilnahme heraus haben wir Material gesammelt, Interviews geführt und Gespräche zwischen Teilnehmenden aufgezeichnet. Danach war uns schnell klar, dass ein linearer Film den fragmentarischen und komplexen Inhalten nicht gerecht werden kann. Also haben wir eine Multimediaplattform entwickelt, die den Besucher*innen des Bunkers Valentin die Möglichkeit bietet, selber zu entscheiden, welche Themen sie besonders ansprechen und wem sie zuhören möchten.

Leistung
Details zur Leistung
Die größte Herausforderung dieses Projektes war der sensible und empathische Umgang mit den Teilnehmenden. Da es sich bei dem Seminar um einen absoluten Safespace handelte, in dem sehr persönliche, teils traumatische Geschichten und Erlebnisse geteilt wurden, haben wir uns dafür entschieden, zunächst ohne Kamera teilzunehmen. Mit der Zeit haben wir immer mal wieder die Kamera in die Hand genommen. Viele persönliche Gespräche haben eine Vertrauensbasis geschaffen, die es uns schließlich ermöglicht hat, Gesprächsclips aufzuzeichnen, die später zum Herzstück der Multimediaplattform geworden sind. Entstanden sind eine Kurzdokumentation über das Projekt, Gesprächsclips mit den Teilnehmenden zu eigenen Erfahrungen mit den Themen „Flucht“, „Rasissmus“, und „Erinnerung“ und eine Fotodokumentation des Seminars. Mit der Software „Klynt“ haben wir all diese Bausteine zu einer Multimediaplattform zusammengestrickt, die es den Besucher*innen des Bunkers Valentin erlaubt, sich das Projekt im eigenen Tempo und interessengeleitet zu erschließen.

